Über Agni – das Verdauungsfeuer

Über Agni – das Verdauungsfeuer

Du bist, was du isst – so heißt es oft. Doch im Ayurveda sieht das ein wenig anders aus. Nach ayurvedischer Lehre ist man nämlich, was man verdaut. Und da kann uns unsere moderne Lebensweise einen Strich durch die Rechnung machen. Schauen wir uns bspw. rohen Kale-Salat oder grüne Smoothies an. Diese gerade sehr modischen Gesundheitskracher sind vollgepackt mit Vitaminen und anderen Nährstoffen. Aber nur, weil sie so viele wertvolle Inhaltsstoffe enthalten, bedeutet das nicht, dass unser Körper diese auch absorbiert, wenn wir sie essen. Damit wir die Nahrung, die wir essen, vollständig verwerten können, müssen wir sie auch vollständig verdauen.

Und hier kommt ein zentrales Konzept der ayurvedischen Lehre ins Spiel: Agni, das Verdauungsfeuer. Stellen Sie sich ein kleines Feuer vor, dass in unserem Magen und Darm „brennt“. Das Ziel ist es, dieses Feuer zu schüren, ohne es dabei zu groß werden zu lassen oder es zu ersticken. Jeder Mensch verdaut Nahrung unterschiedlich. Trinkt eine Person einen grünen Smoothie, kann das gleichbedeutend mit einem großen, nassen Stück Holz sein, das auf das Feuer geworfen wird und es erstickt. Das kann langfristig zu großen Problemen führen. Für andere Personen dagegen, die von Haus aus ein starkes Agni haben, kann der Smoothie gut verdaulich sein und ihnen gut tun.

Auf die Verdauung kommt es an

Wie findet man nun heraus, ob man bestimmte Nahrungsmittel gut verdauen kann? Das ist nicht so kompliziert. Nach dem Essen sollten wir uns zufrieden, energetisch und befriedigt fühlen. Kurz nach dem Aufwachen sollten wir uns hungrig fühlen und die Verdauung sollte gut und regelmäßig arbeiten. Fühlt man sich nach dem Essen dagegen lethargisch, erschöpft, hat man Schmerzen oder verspürt man ein Unwohlsein, ist das ein Zeichen dafür, dass die Nahrung nicht richtig verdaut wird. Andere Anzeichen dafür können u. A. auch Appetitlosigkeit, Trägheit, Verstopfung oder Durchfall sein.

Gut und schlecht für unser Agni

Neben der eigenen Konstitution und der damit entsprechend gewählten Nahrungsmittel ist Agni der wichtigste Faktor bei der Entscheidung, was und wie wir essen sollten. Agni kann durch folgende Faktoren beeinträchtigt werden, weshalb wir sie vermeiden sollten:

  • zu viel essen
  • zu wenig essen (Unterernährung)
  • ganzjährig das Gleiche zu essen, unabhängig von der Jahreszeit
  • zu viel Wasser zu den Mahlzeiten zu trinken
  • zu wenig Schlaf
  • Bewegungsmangel
  • unregelmäßige Mahlzeiten (Uhrzeit)

Gleichzeitig können wir auch etwas für unser Agni tun. Hier sind ein paar Tipps dafür:

  1. Hören Sie auf Ihren Körper. Haben Sie keinen Hunger, essen Sie nichts.
  2. Widerstehen Sie dem Drang, den ganzen Tag kleine Snacks zu essen, wenn Sie nicht hungrig sind. Unser Körper braucht Zeit, das letzte Essen zu verdauen, bevor wir wieder etwas essen.
  3. Am besten wartet man nach einer Mahlzeit zwei bis drei Stunden, bevor man Sport macht, sonst hat der Körper nicht genug Zeit, die Nahrung vollständig zu verdauen.
  4. Versuchen Sie, in entspannter Atmosphäre zu essen. Verzichten Sie also auch auf Computer oder Smartphone. Genießen Sie die Ruhe, während Sie essen. Das erfrischt ungemein.
  5. Es ist wichtig, dass Sie Lebensmittel konsumieren, die Ihrem Dosha entsprechen (Vata, Kapha, Pitta = Links zu den anderen Artikeln, die dieses Jahr veröffentlicht wurden)und den Körper so in Balance halten. Zudem sollten Sie saisonal essen und in den richtigen Portionen – nicht zu viel.
  6. Und niemals vergessen: es ist essentiell, den Geschmack des Essens zu genießen, sonst macht schließlich alles keinen Spaß.